Zwischen Deutschland und Österreich liegen Welten.
Der kleine Bruder im Südosten macht es vor, wie man ganz entspannt Regionalität fördert.
Landleben19 hat deswegen seine erste Bildungsreise aus dem kürzlich aufgelegten Programm [ https://landleben19.de/bodenschaetze-heben/ ] in diese Gegend durchgeführt.
Ländlich geprägte Regionen, die industrieschwach waren und sind, verstanden es, mit Fleiß und Kreativität etwas aus sich zu machen – so auch die heutige Südsteiermark.
Mit dem Vereinsbus angereist, folgte die viertägige Bildungsreise einem zuvor erstellten thematischen Programm. Schwerpunkte waren infrastrukturelle Kleinwirtschaftsprojekte und kulturelles Management.
Mit vor Ort ausgeliehenen Elektrofahrrädern wurden die geplanten Ziele angesteuert.
An der Wiege des schalenlosen Steirischen Ölkürbisses
Die Ölmühle Hartlieb bot uns eine Führung durch die Welt des steirischen Ölkürbis und dessen Verarbeitung zu kostbarem Öl [ https://www.hartlieb.at/ ].
Bemerkenswert ist, daß die Rohstoffbelieferung durch viele Kleinstwirtschaftler im Nebenerwerb gedeckt wird. Zusätzlich zu ihren regulären Arbeitsverhältnissen bewirtschaften diese überall noch landwirtschaftliche Flächen nebenher.
In Deutschland dagegen sehe ich viele kleine, landwirtschaftlich nutzbare Flächen brach liegen und überhaupt eine Lust an steigender Verbuschung und Verwilderung.

Die zweite Station führte unsere Reisegruppe in das bemerkenswerte Freilichtmuseum Stübing. Eine Reise durchs Tal der Geschichte – unwiederbringliches Kulturerbe aus sechs Jahrhunderten.


Für das Freilichtdorfmuseum Stübing [ https://www.museum-joanneum.at/freilichtmuseum ] wurden Höfe, Häuser, Stallungen und Werkstätten aus allen Landesteilen Österreichs einschließlich Südtirols abgetragen und hier wieder aufgebaut – als Ensembles nach Landesteilen geordnet.
Die zahlreichen Details, Ausrüstungsgegenstände der Bauernhäuser und Schmieden, des Dorf-ladens und der Seilerei – alles zeigt den großen Erfindergeist unserer Altvorderen, die unserer Gesellschaft in Lebensfähigkeit und Allgemeinbildung um Äonen überlegen waren.
Es lehrt uns auch, daß es falsch ist, unsere heutige Gesellschaft ausschließlich auf dem schmalen Grat von störanfälliger und absehbar kollabierender Elektroenergieversorgung zu bauen.
Elektroenergie ist hilfreich, wichtig und angenehm, besitzt aber die Tücke, uralte Kenntnisse über die Natur auszulöschen und gefährliche Abhängigkeiten zu schaffen.
Die Sensibilität für die Austarierung zwischen nützlicher Entwicklung und lebensnotwendigem Wissen über stromlose Handwerkstechniken sollte uns stärker bewußt werden. Es bleibt zu hoffen, daß etliche Lehrkräfte unter unseren Lesern ihre Schulklassen an solcherlei Orte führen und diese Themen im Unterricht ideologiefrei behandeln.
„Keltern“ kommt von den Kelten – nicht den Römern
Der zweite Tag galt den Künsten des kleinräumigen Weinanbaus. Die Fahrt durch die herrlichen Weinberge wurde gekrönt durch eine Einkehr bei einigen „Buschenschanken“ (Winzerhöfe) und einen Besuch des 1. Steirischen Weinmuseums in Kitzeck im Sausal [ https://www.kitzecksausal.at/tourismus/freizeit/1-steirisches-weinmuseum/ ]. Er stand unter der Hauslosung „Den Ahnen zur Ehr‘, der Jugend zur Lehr‘!“ dieses Museums.
Beeindruckend waren vor allem die klaglose Bereitschaft und Selbstverständlichkeit zu Fleiß, Ordnung und Genügsamkeit, welche man durch Betrachten all der Artefakte des Museums fast spürbar nachempfinden konnte.


Harte Arbeit war es einst, aber auch ein erfüllter Moment des Friedens, wenn die Arbeit geschafft war. Heute leben wir in Überfluß und ständigem Streß zugleich – viele unserer Mitbürger sind in einer Dauerschleife von gefühlter Sinnentleerung gefangen, permanent politisierend und unzufrieden. Daß ein sinnerfülltes Leben aber Gemeinschaftsarbeit ist, ein Zurückstecken und Geduld erfordert, scheint vergessen.
Hoch oben auf einer prägnanten Höhe thront das fast tausendjährige Schloss Seggau, bis 1786 Bischofssitz und 1995 (u.a. von Bischof Dr. Egon Kapellari) zum größten Kongreß-, Tagungs- und Seminarzentrum der Steiermark erweitert.
Seckau (alte Schreibweise Seggau) war auch Wirkungsort des von LL19 geehrten deutschen Kulturträgers Abt Graf Adalbert von Neipperg [ https://landleben19.de/kulturtraeger/abt-graf-adalbert-von-neipperg/ ].

Der dritte Tag gehörte einer 17-km-Wanderung über insgesamt 700 Höhenmeter nach St. Nikolai. Trotz Sprühregens ein herrliches Eintauchen in die herbstliche Natur, ein erschöpftes Ankommen im Erinnerungshof Hermann [ http://www.erinnerungshof-hermann.at/ ]:
Ein selbstgebrannter Obstler zur Begrüßung und liebevoll zusammengetragene Devotionalien der Kultur- und Handwerkslandschaft der letzten Jahrhunderte. Ein lebendiger Hof, mitten im Museumshof das alte Ausgedinge, wo die 97jährige Frau des einstigen Museumgründers noch immer wohnt, umkränzt von sehenswerten Ausstellungen in den Gebäuden des Areals.

Kraftorte finden – Landleben19 bietet Ihnen Teilhabe
Diese erste Fahrt im Rahmen unseres Bildungsreisenprogrammes an Kraftorte in Deutschland und Umgebung ist nun abgeschlossen. Geblieben ist für alle Teilnehmer ein erweiterter Blick in die Notwendigkeit des Aufbaus von kleinräumiger Wirtschaft und Kulturpflege, um dem gesellschaftlichen Verfall in unseren jeweiligen Heimatregionen etwas entgegenzusetzen.
Landleben 19 hofft, auch mit den noch folgenden für das Jahr 2022 konzipierten Bildungsreisen weitere gute Impulse setzen zu können und lädt dazu unsere interessierten Leser und Unterstützer ein.
Vormerken lassen kann man sich für die jeweils begrenzten Plätze über info@landleben19.de .
In unseren Rundbriefen werden alle Fahrten rechtzeitig angekündigt und beschrieben. Es ist also lohnenswert, Fördermitglied und Rundbriefempfänger von Landleben19 zu werden.
Wir sind die Plattform, die anpackt.
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Ihr
Helge Hilse