Lebensdaten:
Deutschland war das Land der Kreativität. Aus dem deutschen Volke erwuchs der Welt in kurzer Zeit durch viele fruchtbringende Erfindungen und Patente ein so großer wissenschaftlich-technischer Fortschritt, wie wohl aus keinem anderen Volk der Erde.
Eine dieser Erfindungen war ein Verbrennungsmotor, welcher durch den diszipliniert-begabten deutschen Ingenieur Rudolf Diesel erschaffen und später nach ihm als Dieselmotor benannt wurde.
Rudolf Diesel schenkte der Welt damit eine bis dahin unvorstellbar gewaltige Antriebskraft – eine technische Befreiung, die fast schon einem Orakel gleicht: Solange dieser Dieselmotor allgemein verfügbar ist, solange wird wirkliche Entwicklung und selbstbestimmbare Bewegungsfreiheit gegeben sein. Wird er aber aus dem Fundus der Menschheit verbannt, so wird dies die zivilisatorische Rückentwicklung und Unfreiheit einläuten.
Rudolf Diesel wurde in Paris geboren, wo seine deutschstämmigen Eltern lebten. Diesel wuchs dort auf und bewies schon frühzeitig seine außerordentliche Begabung mit dem Erwerb einer Bronzemedaille der Societe pour l`instruction elementaire im Jahre 1870.
Im selben Jahre wurden deutsche Familien und Personen aus Frankreich ausgewiesen. Für Rudolf Diesel begann eine Odyssee über England nach Bayern bis in die Schweiz. Es war eine Zeit, die von einer stetigen Vervollkommnung seiner Bildung an verschiedenen Hochschulen, Universitäten und in technischen Fabriken geprägt war.
Nach dem Krieg wieder in Paris arbeitend, meldete er dort sein erstes Patent an: Ein Verfahren zur Herstellung von Klareis in Flaschen.
Im Jahre 1892 schuf Diesel mit der Patentanmeldung Nr.: DRP 67207 am kaiserlichen Patentamt Berlin die Vorstufe zum späteren Dieselmotor. Der Zweifel an diesem beschriebenen Prinzip war unter Fachkollegen groß, aber Diesel, der letztlich auch ein zäher Visionär gewesen ist, konnte genügend einflußreiche Förderer gewinnen, um schon 1893 mit einem zweiten Patent die Entwicklung voranzubringen. Zug um Zug erwuchs der Dieselmotor durch Rudolf Diesels Schaffen und mit finanzieller Unterstützung der Firma Friedrich Krupp sowie Ingenieuren der deutschen Firma MAN. Am 17. Februar 1894 war es soweit: Der Dieselmotor war praktisch geboren.
Rudolf Diesel mußte in den Jahren seiner Schaffenskraft immer wieder gegen Kleingeistigkeit und Bedenkenträger in der Gesellschaft kämpfen, die keinen Bezug zu visionärem Denken aufzubauen imstande waren. Er war gezwungen, sich mit Patentprozessen und Streitereien auseinanderzusetzen, was seine Kraft lähmte und die Gesundheit erheblich zerrüttete. Synchron mit dem Siegeszug des Dieselmotors mußte er sich Heilkuren wegen chronischer Erschöpfung und Depression unterziehen.
In Amerika hatte man frühzeitig die Gewinnträchtigkeit des Dieselmotors erkannt und schon 1911 seine Augsburger Dieselmotorenfabrik übernommen, sie wurde zur „Busch-Sulzer Bros. Diesel Engine Company“.
Rudolf Diesel lebte in geordneten Familienbahnen mit seiner Frau und drei Kindern. Die Last des arbeitsamen Genies, die auf ihm lag, war aber zu groß, um diese auf Dauer zu tragen.
In seinem letzten Brief vom 25. September 1913 an seine Frau deutete sich eine Depressions- und Beklemmungslage an. Am 29. September 1913 verschwand er vom Ozeandampfer „Dresden“ bei der Überfahrt nach England zunächst spurlos.
Ein holländisches Schiff entdeckte am 10. Oktober 1913 im Meer einen treibenden, bereits stark verwesten Leichnam, der nicht mehr zu bergen war, aber anhand der seiner Kleidung entnommenen Gegenstände von Rudolf Diesels Sohn Eugen zweifelsfrei identifiziert wurde.
So ruht nun der große Deutsche Rudolf Diesel auf dem Grunde der Meere. Sein der gesamten Welt vererbtes Geschenk der technischen Weiterentwicklung ist Zielscheibe der kleingeistigen Maschinenstürmer von heute geworden, die in der Utopie einer eintönigen Welt verfangen und von irrationalen Ängsten getrieben sind.
Genies wie Rudolf Diesel haben in dieser Gesellschaft keinen Entwicklungsraum mehr.