Lebensdaten:
Der außerordentliche Professor Ernst Moritz Arndt war zugleich ein außerordentlicher Sohn unseres Volkes der Deutschen. Das Genie Arndt wurde in sehr armen Verhältnissen auf dem Lande geboren und dem Knaben durch einen unbekannten Wohltäter der Bildungsweg ermöglicht.
Arndts Vater war zunächst noch Leibeigener im klassischen Sinn. Das den Bauernstand befreiende „Oktober Edict“ des preußischen Ministers Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein vom 9. Oktober 1807, fiel in Arndts Wirkungszeit und begleitete seine segensreiche Arbeit für das eigene Volk. Ernst Moritz Arndt studierte 1789 – 94 Theologie, Geschichte, Erd- und Völkerkunde, Sprachen und Naturwissenschaft. Sein profundes Wissen daraus öffnete ihm den weiten Horizont der uneingeschränkten Vaterlandsliebe, was wiederum seine enorme Stärke und Stellung unter der Geisteswelt seiner Zeit begründete.
An der Universität Greifswald erhielt Arndt ab 1806 eine außerordentliche Professur an der philosophischen Fakultät und las Geschichte. Sein konzipiertes Geschichtswerk: „Versuch einer Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen“ darf als eine Art Vorfeldbereitung des unmittelbar bevorstehenden „Oktober Edictes“ gesehen werden.
Arndt liebte sein Volk und Vaterland und entwickelte sich mit dieser Kraft im Geiste zu einem der wichtigsten und authentischsten Vordenker seiner Zeit. Die „Idee des Volkes“ war Ernst Moritz Arndts zentrale Denkachse und gipfelte in seinem ersten Band „Geist der Zeit“, welchen er zwischen 1806 und 1818 schuf. Nach der Bauernbefreiung benötigt das Wesen eines Volkes auch ein bestimmtes Rechtssystem und eine natürliche Verfassung. Die Schweizer Volksfreiheit (Rütli) stellte er als Ideal der gegenwärtigen Unfreiheit durch Despotismus und Fremdbestimmung entgegen.
1806 mußte Arndt ins schwedische Exil fliehen, da die napoleonischen Truppen Greifswald besetzt hatten und dort mit Hilfe willfähriger deutscher Kollaborateure den Ton anzugeben vermochten. Arndt, der nicht nur Vaterlandsliebe, sondern auch den Mut des Aufrechten in seinem Herzen trug, kehrte 1809 trotz unveränderter Fahndung nach seiner Person zurück nach Deutschland. Doch auch in Berlin trugen deutsche Kollaborateure die Fremdherrschaft akribisch bis in den letzten Winkel und Ernst Moritz Arndt mußte erneut fliehen – nach Moskau.
In Moskau fand er Anschluß an den Freiherrn von und zum Stein, wurde dessen Sekretär und konnte nun einen konkreten Beitrag zum Freiheitskampf des deutschen Volkes gegen die napoleonische Fremdherrschaft leisten. In dieser Zeit schuf Arndt die ihn berühmt machenden Lieder und Pamphlete wie: „Was ist des Deutschen Vaterland?“, „Über Volkshaß“, „Der Gott, der Eisen wachsen ließ“ und den „Katechismus für den teutschen Kriegs- und Wehrmann“. Der freiheitsliebende Arndt propagierte damit aber keinesfalls die Herrschaft eines Volkes über ein anderes, sondern folgte seiner Vorstellung der „unverletzten Volkspersönlichkeit“. Ihm war aber bewußt, daß eine Befreiung von Fremdherrschaft immer auch mit der Befreiung von der Despotie in der eigenen Gesellschaft einhergehen muß, weil eine physische oder geistige Fremdherrschaft nur mit der Hilfe williger Kollaborateure umsetzbar ist. Das Wesen der Volksfreiheit sah Arndt folgerichtig komplex.
Arndt ereilte das Schicksal aller, die ihrer Zeit voraus sind. Nicht die napoleonischen Besatzer konnten ihn am Reden und Vordenken hindern, wohl aber die in Preußen gärende Opportunistenebene im eigenen Volk. Diese, eine Volksfreiheit fürchtenden Schichten erreichten ein Berufsverbot in Form seiner Suspendierung vom Professorenstuhl im Jahre 1820 mit dem Vorwand einer „demagogischen Agitation“. Seine Papiere wurden beschlagnahmt und jahrelang gegen ihn ermittelt. Ihm blieb in dieser Zeit als Arbeitsfeld nur die Arbeit der Erstellung von Kirchenliedern für die evangelische Kirche und die Mahnung zur Einigkeit der Deutschen. Erst mit der Thronbesteigung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. im Jahre 1840 endete die Verfolgung von Erst Moritz Arndt. Im gleichen Jahr wurde er zum Rektor der Greifswalder Universität gewählt, 1848 sogar als Abgeordneter in die Nationalversammlung.
Zwölf Jahre begleitete Arndt noch die Entwicklung seines nunmehr aufstrebenden Vaterlandes bis er 1860 in Bonn verstarb.